Amor Towles: Eve
- Simone Klement

- 7. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Mai

Im Zentrum steht die unglaublich schöne, geheimnisvolle Eve mit einer Narbe. Eve hat ihre Zelte in New York abgebrochen und kommt schließlich im Hollywood Ende der 1930er Jahre an - dieser flirrenden Metropole am Pazifik, in der Träume ebenso schnell entstehen wie zerbersten. Auf ihrem Weg lernt sie Charlie Granger kennen, einen Polizisten im Ruhestand, mit dem sie über Literatur spricht. Ihrer aufmerksamen Art verdankt der alternde Schauspieler Prentice Symmons kurze Zeit später die Vertreibung dunkler Minuten. Dann begegnet sie der berühmten Olivia de Havilland, mit der sie alsbald eine enge Freundschaft verbindet. Es ist die Zeit, als „Vom Winde verweht“ gedreht wird und die Studios sich gegenseitig die Schauspielerinnen abjagen. Die ebenso raffinierte wie rätselhafte Eve gibt kaum etwas von sich preis, verwirrt jeden Möchtegern und Betrüger, der ihr begegnet, bis sie diejenige ist, die zuletzt lacht. Die Freundschaft mit Olivia ist so stark, dass Eve auch nicht zurückschreckt für ihre Freundin einzutreten, als Olivia in Schwierigkeiten zu geraten droht. Zusammen mit dem einst gefeierten, nun sehr beleibten Schauspieler Prentice und dem pensionierten Cop Charlie setzt sie alles daran, Olivia aus der Schusslinie zu bekommen, die nicht nur für Olivia das Ende ihrer Karriere bedeuten könnte …
Ironisch und süffisant, eine umwerfende Gesellschaftssatire Hollywoods aus dem Jahr 1939. Amor Towles berichtet mit augenzwinkernder Eleganz, wie eine Frau aus der Provinz die böse Glamourwelt austrickst!
Die Zeit, als Eve in sich in New York aufgehalten hat, wird in dem Band "Eine Frage der Höflichkeit" glänzend erzählt:
New York im Oktober 1966: Kate und ihr Ehemann Val besuchen eine Fotoausstellung im Museum of Modern Art. Dort erblickt Kate ihre alte Jugendliebe Tinker Grey und wird dadurch an die Geschehnisse im Jahre 1937/1938 erinnert:
Kate und ihre Freundin Eve lernen am Silvesterabend des Jahre 1937 den überaus zuvorkommenden und gutsituierten Tinker Grey kennen. Die lockere Freundschaft der drei Hauptpersonen wird schnell auf eine harte Probe gestellt, als Eve, Kate und Tinker einen Autounfall haben und Eve am schwersten verletzt wird. Sie behält eine Narbe und ein Hinken zurück. Trotzdem scheint die Freundschaft weiterhin zu bestehen, auch wenn sich Tinker nun für Eve entscheidet. Kate nimmt dies hin und arbeitet daran, die Karriereleiter hinaufzuklettern...
Ein kluger Unterhaltungsroman, der atmosphärisch, poetisch und melancholisch ist. Zum Beispiel ist Tinkers Leben in Saus und Braus und maßgeschneiderter Kleidung mühselig erarbeitet. Er richtete sein Leben an den 110 Höflichkeitsregeln des George Washington aus, die einem jesuitischen Erziehungsbuch des 16. Jahrhunderts entstammen.
Der Roman transportiert unheimlich viel Lebensgefühl und in den Schilderungen über die Welt der Schönen und Reichen erinnert es sehr an den Tanz auf dem Vulkan. Viele Facetten der Liebe, Ehrgeiz, sozialer Aufstieg und Selbstfindung sind die großen Themen des Buches.
Die Bände über Kate und Eve lassen sich natürlich unabhängig von einander lesen. Besser wäre es selbstverständlich, man besorgt sich beide 😉





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